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Denkzettel zum Weihnachtsfest 2024

Krippe von Alfons Runggaldier St. Ulrich, Südtirol
Datum:
24. Dez. 2024
Von:
Pfarrer Ludwig Krag
Krippe von Alfons Runggaldier St. Ulrich, Südtirol

Es ist wohl ein Geheimnis von Weihnachten, dass dieses Fest Menschen berührt hat und immer noch tief berührt. Und sei es nur für Momente. Das Geheimnis von Weihnachten hat Künstler und Komponisten tief berührt und inspiriert. Stille Nacht kennt und singt die ganze Welt. Es gibt die wunderbaren Kompositionen von Bach, es gibt wunderbare Lieder und große, festliche Oratorien. Das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens gehört für mich zu den Schönsten. Alle diese Werke berühren Menschen bis heute und zaubern Glanz in die Augen.

Weihnachten rührt an etwas in uns Menschen, das nicht unterzukriegen ist. Es rührt an die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Heimat, nach Frieden, nach Harmonie, nach Zugehörigkeit und Verbundenheit. Nach so vielem, was Worte nicht ausdrücken können. All das kommt an Weihnachten zum Klingen in uns Menschen.
Und das ist etwas Wunderbares.

Aber kann das nicht eigentlich weg in unserer Zeit?
Sowas Altmodisches und diese Gefühlsduselei von gestern?
Gehört das nicht langsam in den Müllschlucker, in die blaue Tonne,

wie das Geschenkpapier?

Das fragten die Kinder im Schulgottesdienst in Gemünden. Das, was Weihnachten bedeutet und ausmacht, der Grund des Weihnachtsfestes, der ist doch längst im Müllschlucker gelandet.
Komisch nur, dass Weihnachten dann doch jedes Jahr wieder rausgekramt wird. Es lässt sich wohl doch nicht entsorgen. Genau wie der sich nicht entsorgen lässt, ohne den es Weihnachten nicht gäbe: Jesus Christus, den Sohn Gottes, das Kind in der Krippe.

Sagen Sie mir jetzt nicht, dass Sie davon nicht berührt werden. Das glaub ich nämlich nicht. Niemand kann sich der Ausstrahlung eines neugeborenen Kindes entziehen. Niemand.

Was in uns Menschen ist an Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Heimat, nach Frieden, nach Harmonie, nach Zugehörigkeit und Verbundenheit, das alles ist auch in Gott.
Es ist von Anfang an in ihm. All das ist ausgerichtet auf uns Menschen, die wir seine Geschöpfe sind. Uns gelten seine Sehnsucht und Sorge. Und Sorgen mit uns hat Gott doch ohne Ende. Seit es uns gibt.

Weihnachten zeigt uns, dass Gott das nicht mehr mit ansehen, nicht mehr aushalten wollte. Er will sich nicht raushalten. Er ist nicht der ferne Gott in unendlichen Weiten. Er will der Gott bei uns und mit uns sein. Nicht in der Person eines machtvollen Herrschers, sondern in der Gestalt eines kleinen, wehrlosen Kindes in einem Viehunterstand.
Dort wurde er gefunden und erkannt von den kleinen und einfachen Hirten. Nicht von den Mächtigen und machtgierigen Großen, die sich für die Herren der Welt halten. Damals und heute.
Für sie ist das Kind in der Krippe jemand, der sie erschreckt wie damals den Herodes. Das Kind erschreckt sie, weil es in seiner Wehrlosigkeit und Friedfertigkeit stärker ist. Und weil sie vor ihm nichts zählen mit ihrem Macht- und Größenwahn. Herodes nicht und auch der römische Kaiser nicht. Putin nicht und alle seine wahnsinnigen Kollegen in der Welt nicht. Das Kind in der Krippe beschämt sie und offenbart ihre Armseligkeit. Wenn nicht jetzt, dann an dem Tag, an dem sie sich vor ihm verantworten müssen. Ob Weihnachten für die Herrscher unserer Tage ein Tag der Freude und der Zuversicht ist? Auf jeden Fall wäre es eine Chance für sie. Eine Chance zur Besinnung und Umkehr zum Wohl der Menschen und der Welt.

Wir hingegen dürfen und müssen Weihnachten feiern als Tag der Freude und Zuversicht. Ja, wir dürfen und müssen Weihnachten feiern in dieser Zeit- und Weltstunde. Keiner weiß, wie es weitergeht im Nahen Osten, in Syrien und in der Ukraine, an den vielen Orten, die nicht auftauchen in den Nachrichten, auch nicht bei uns in Deutschland. Wir dürfen und müssen Hoffnung, Freude und Zuversicht schöpfen in allem, was da ist und auf uns zukommt. Ohne Hoffnung, ohne Zuversicht und Freude können wir einpacken.

Deshalb, bitte, deshalb entsorgen Sie Weihnachten nicht mit dem Geschenkpapier in der blauen Tonne. Packen Sie Weihnachten aus, packen Sie die Weihnachtskrippe aus, zu allen Zeiten im Jahr. Auch im Sommer. Packen Sie Weihnachten aus, wenn Ihre Freude und ihre Hoffnung droht verloren zu gehen. Weihnachten hält länger, es hat kein Verfallsdatum. Es hält ewig, so lange wie Menschen Herz, Gefühl und Sehnsucht haben.

Weihnachten ist für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht, nicht allein nur am 25. Dezember. Wir brauchen das, die Welt braucht es.
Und deshalb verkünden wir die Botschaft der Weihnacht, die Botschaft der Zuversicht und Freude.  

Gesegnete, frohe Weihnachten und ein Jahr der Hoffnung und des Friedens
wünscht Ihnen und allen, die zu Ihnen gehören,

Pfr. Ludwig Krag

Kirchberg St. Michael