Liebe Gemeinde in Kirchberg,
wie nahe liegen Freude und Leid beieinander. Am 27. Juli hat die Pfarrei Pfarrer Ludwig Krag nach 21 gemeinsamen Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Es war ein festlicher, bewegender Gottesdienst und ein unbeschwertes Fest, mit dem man dankbar voneinander Abschied genommen hat. Ludwig Krag hat sich auf seinen Ruhestand gefreut: auf die Rückkehr in seine Eifel-Heimat nach Bitburg, auf die Nähe zu seiner Familie, auf sein kleines Haus, das er sich für seinen Ruhestand gekauft hatte, auf eine längere Reise nach Australien.
Sechs Wochen später ist er tot. Am 23. September haben wir in der Pfarrkirche die Heilige Messe zum Gedenken an Pfarrer Krag gefeiert. Am 26. September wurde er in seiner Heimat in Fließem beigesetzt. Fassen kann man das nicht.
Im Pastoralen Raum erinnert es uns an den genauso unerwarteten Tod von Pfarrer Thomas Schneider im vergangenen Jahr.
Viele von uns erinnern sich an liebe Menschen, die gegangen sind, ohne dass man damit gerechnet hat.
Ich denke an das Gedicht von Rainer Maria Rilke:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Im Herbst erinnert die Natur uns daran, wie es um uns und unser Leben bestellt ist. Auch wenn wir es noch so gerne möchten, wir können unser Leben nicht festhalten. Es wird uns früher oder später aus der Hand fallen. Loslassen ist dann die Kunst, die die Blätter uns lehren. Aber sie bieten uns auch einen wunderbaren Trost an: Da wird es Hände geben, „unendlich sanft“, die uns auffangen und halten. „Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen.“ (Röm 5,5)
Und jedes Blatt, das fällt, soll unsere Dankbarkeit für das Leben stärken, für jeden Tag und jedes Jahr.
Ihr Dekan Lutz Schultz, Pfarrverwalter